Lesen – Der Spaß im Kopf?

Zur Langen Lesenacht der Stadtbücherei hat Marie Heitfeld eine Reportage geschrieben, die Sie jetzt hier lesen können.

Gruselgeschichten für 25 begeisterte Kinder in der Lesenacht 2014

Gruselgeschichten für 25 begeisterte Kinder in der Lesenacht 2014

Lesen – Der Spaß im Kopf?

Marie Heitfeld

Es hat sich eingeregnet an diesem Samstagmorgen im November. Bibliothekarin Stephanie Eichhorn bietet einen freundlichen Kontrast dazu. Obwohl sie letzte Nacht wahrscheinlich wenig geschlafen hat. Das sieht man ihr gar nicht an. Die letzten Spuren der Umfunktionierung zum Bettenlager werden noch beseitigt, in 10 Minuten öffnet die Stadtbücherei in Bad Honnef dann für die ersten Kunden.

 

Bereits zum dritten Mal sind die Kinder des Ortes zur Lesenacht in die kleine Bücherei eingeladen. Zusammen mit den Mitgliedern des Fördervereins Stadtbücherei möchte Eichhorn der heutigen Jugend die Freude an echten, gedruckten Bücher vermitteln. Das Konzept dazu: 25 Kinder übernachten mit einer Handvoll Betreuern in der Stadtbücherei und lesen zusammen bis spät in die Nacht ein Buch von vorne bis hinten durch.  Die Kinderkrimi-Lesenacht mit dem Titel ‚das Geheimnis des Bücherhüters – für alle Detektive und Kriminologen‘ letzte Nacht sei ein voller Erfolg gewesen, sagt Eichhorn. Getreu dem Motto der Bücherei: „Lesen. Der Spaß im Kopf“.

 

Und obwohl sie nun bestimmt schon über 10 Stunden in den Räumen mit den Büchern unterwegs ist, geht nun ihre nächste Schicht hinterm Tresen los. Die erste Kundin möchte ihre Bücher zurückgeben. Zehn Tage über der Frist, acht Euro macht das. Eichhorn hat wohl noch genug positive Energie von gestern Nacht übrig und erklärt geduldig die Regula.

 

In den gemütlichen Lesesesseln hinter den Bücherregalen berichtet Erika Fenkes: „In beiden Etagen haben die Kinder sich ihre Schlafplätze zwischen den Bücherregalen gesucht und einfach irgendwo Isomatte und Schlafsack ausgerollt“. Fenkes sucht nun in ihrer eigenen vollgepackten Übernachtungstasche nach dem Ablaufplan. Unter zwei Kissen, Schlafsack und Zahnbürste findet die Vorsitzende des Fördervereins Stadtbücherei Bad Honnef e.V., das Papier: „Drei Vorlesephasen gab es, ein Quiz und viel Verstecken und Erschrecken im Dunklen zwischen den Regalen“. In der vorhergehenden Lesenacht war sogar ein Magier da und nächstes Mal soll es vielleicht auch eine Nachtwanderung geben. Und Werbung dafür zu machen braucht die Stadtbücherei nicht, die Karten für 5,- € sind immer innerhalb weniger Tage ausverkauft. Diesmal waren im Eintrittsgeld sogar ein leckeres Buffet und morgens ein Frühstück inbegriffen.

 

Die Lesenacht sei nur eine von vielen Aktionen zur Leseförderung von Förderverein und Bücherei, so Fenkes. Bereits Erstklässler machen hier ihren „Bibliotheksführerschein“ und der Bibliotheksausweis ist für Kinder sowieso umsonst. Lesungen für Jugendliche und Erwachsene mit namhaften Autoren finden ebenfalls regelmäßig statt und finanzieren außerdem den Förderverein.

Nun steht aber noch eine Frage im Raum: Ob denn das Interesse der Bad Honnefer an der Stadtbücherei in den letzten Jahren zurückgegangen ist? Fenkes kann dem nur widersprechen: „Nein – absolut nicht, das Interesse am richtigen Buch ist sehr groß! Vor allem die Kinder wollen sich mit einem Buch, in dem sie auch tatsächlich umblättern können, gemütlich hinsetzen und genießen das Lesen.“

 

In Bad Honnef braucht man sich offensichtlich noch keine Sorgen zu machen, dass Tablet-PCs und Kindles bald den Büchereibetrieb bedrohen. Und besondere Aktionen wie die Lesenächte sorgen noch für zusätzlichen Spaßfaktor. Vielleicht wird durch Lesenächte und Co hier gerade eine neue Generation an Bücherwürmern aufgezogen.